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Aufrechter Gang » Hypothesen zum Aufrechten Gang

#1

Hypothesen zum Aufrechten Gang

in Aufrechter Gang 08.06.2014 20:57
von Lupos • Forenprofessor | 220 Beiträge

Alle Primaten, bis auf den Mensch, sind mehr oder weniger Vierbeiner, und das aus gutem Grund. Zweibeinigkeit macht langsamer, unbeweglicher und erheblich ungeschickter beim Klettern auf Bäumen, auf denen schließlich wichtige Nahrung wie Früchte und ähnliches wächst. Wie kam es, dass irgendwann vor 7 bis 5 Millionen Jahren sich in unserem Stammbaum die Zweibeinigkeit als erstes menschliches Merkmal entwickelte?
Vor etwa 5 bis 6 Millionen Jahren änderten sich die klimatischen Bedingungen. Es wurde kälter und trockener. Besonders im Osten Afrikas, jenseits des großen Grabenbruchs, verschwanden die großen Regenwälder und Savannen breiteten sich aus. Aus diesem Zeitraum stammen auch die ältesten Fossilien, die Merkmale eines aufrechten Ganges zeigen. War die Ausbreitung der Savanne und die damit neu entstandene Nische Savanne die Ursache für die Evolution des aufrechten Ganges? Welche Vorteile bietet ein aufrechter Gang in der Savanne? Gab es auch schon Vorteile für Zweibeiner im Wald?
Zur Klärung dieser Fragen wurden einige Vermutungen formuliert, die mehr oder weniger einleuchten.



Savannenübersichtshypothese
Vormenschen (Australopithecinen) waren relativ klein. In einer Landschaft mit hohem Gras konnten sie ihre Feinde erst relativ spät sehen. Bei einer aufrechten, zweibeinigen Fortbewegung hatten sie bessere Chancen, sich rechtzeitig auf einen Baum zu retten oder sich sonstwie in Sicherheit zu bringen.

Kühlerhypothese
Ein weiteres Problem des Lebensraums Savanne könnte die im Vergleich zum Wald vermehrte Sonneneinstrahlung gewesen sein. Der Körper, insbesondere das Gehirn, darf nicht überhitzen. Durch eine aufrechte Fortbewegungsweise wird die der Sonne um die Mittagszeit ausgesetzte Körperfläche deutlich verringert. Der Körper hat mehr Abstand zum ebenfalls Wärme abstrahlenden Boden und kann zusätzlich durch Wind besser gekühlt werden. In diesem Zusammenhang wurde vielleicht auch das Schwitzen "erfunden", was ja unsere Menschaffenverwandte nicht beherrschen.

Energieeffizienzhypothese
Die frühen Vormenschen waren wahrscheinlich, wie die heutigen Menschenaffen, in erster Linie Fruchtfresser mit einem vielfältigen Speiseplan. Früchte tragende Bäume und andere spezifische Nahrungsangebote waren aber in der entstehenden Savanne zunehmend großflächiger verstreut. Eine verbesserte Mobilität war die Folge. Messungen haben ergeben, dass Menschen mit dem zweibeinigen Gang bei nicht maximaler Geschwindigkeit etwa doppelt so lange Strecken zurücklegen können wie vierfüßige Schimpansen. Der Mensch wurde zum Ausdauerläufer.
Diese Ursache wird auch für die aufrechte Fortbewegung von Känguruhs diskutiert.

Wasserwathypothese
Eine ganz eigenwillige Hypothese über die Vorteile eines aufrechten Ganges äußerte am 13.3.2001 im Schwäbischen Tagblatt Tübingen Professor Carsten Niemitz aus Berlin:
Er vermutet, dass die Uferzone von Flüssen die Hauptnahrungsquelle für tierische Proteine darstellte. "Für einen watenden Affen oder Vormenschen am Ufer sind lange Beine von großem Vorteil. Sie bieten weniger Fließwiderstand als der breite Körper und sie lassen mehr vom Körper aus dem Wasser herausschauen. Dadurch wird das Gewicht auf den Füßen erhöht und das sonst zu 'schwebende' Gehen erleichtert."

Nahrungstransport-Sozial-Hypothese
Bei zweibeiniger Fortbewegung werden die Vorderextremitäten funktionslos und können neue Aufgaben übernehmen. Es ist so z.B. wesentlich besser möglich, Nahrung zu sammeln, zu tragen und anderen Familienmitgliedern zu bringen. Bei Menschenaffen findet man dieses Verhalten nicht.
C. O. Lovejoy stellt einen ganzen Komplex von angepassten Verhaltensänderungen als Folge der neuen Möglichkeiten des aufrechten Ganges auf. Familiäre Strukturen entstehen einhergehend mit weitgehender Monogamie beider Elternteile, die sich gemeinsam um den Nachwuchs kümmern. Der Mann schafft Nahrung aus einem weiteren Umkreis herbei, sodass die Mutter jeden Säugling besser nähren und beschützen kann und auch (insbesondere im Vergleich mit den großen Menschenaffen) mehr Kinder gebären kann. Die Frauen sind wegen der Kinder stärker ortsgebunden und sammeln Nahrung in der näheren Umgebung.

Werkzeughypothese
Die frei gewordenen Hände können besser Werkzeuge mittragen oder auch herstellen. Allerdings gibt es bis jetzt keine Anzeichen dafür, dass Australopithecinen im Vergleich zu Menschenaffen deutlich mehr Werkzeuge gebraucht oder gar hergestellt haben.

Hohe-Beeren-Hypothese
Meave Leaky vermutet eine andere Ursache für die Zweibeinigkeit. In der entstehenden Savanne waren Büsche und Bäume und damit die Futterquellen für "Früchteesser" weiter auseinander stehend. Beeren an höheren Büschen waren für Vierbeiner schlechter zu erreichen. Das ist auch der Grund, warum die Gerenuk-Gazelle sich beim Fressen auf die Hinterbeine stellen kann und damit auch höhere Beeren und Blätter erreicht.

Vielleicht gab es für unsere Vorfahren ähnliche Gründe?


zuletzt bearbeitet 08.06.2014 21:10 | nach oben springen

#2

RE: Hypothesen zum Aufrechten Gang

in Aufrechter Gang 09.06.2014 11:35
von Lupos • Forenprofessor | 220 Beiträge

ich überlege gerade welche Hypothese wohl richtig ist oder jedenfalls der wahrheit am nächsten kommt ???


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